Vorträge zu Puccini
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Plötzlich Prinzessin - Giacomo Puccini, seine Opern und die fulminante Rückkehr seiner letzten Oper Turandot ins Repertoire
Giacomo Puccinis Frauenfiguren auf der Bühne sind arm, krank, einsam – Mimi, Madama Butterfly und selbst Tosca, die vor ihrer Sängerkarriere eine einfache Schafhirtin war. Dann am Ende von Puccinis Schaffen plötzlich eine Prinzessin. Warum dies? Lang hat man diese „Turandot“ gemieden, weil sie so anders ist und immense Anforderungen an die beiden Hauptdarsteller birgt. Nun kehrt das Stück mit Macht zurück, allein bis zum Ende des Puccini-Jahres 2024, in dem wir seines einhundertsten Todestages gedenken, kommt es weltweit in 103 neuen Produktionen heraus. Wer war dieser Mann, der Wagner näher stand als Verdi, der ein großer Frauenverführer war und der mit großem Interesse die Neuerungen des 20. Jahrhunderts verfolgte und in sein Leben und Schaffen integrierte – zum Beispiel das erste Telefon, das für ihn in seinem Toskanischen Haus installiert wurde, ein Plattenspieler oder zahlreiche Autos, oder aber die neue Tonsprache eines Strawinsky und Schönberg oder seien es schließlich die Erkenntnisse der Psychoanalyse von Sigmund Freud, die der Schlüssel zum Verständnis der Prinzessinnen-Oper „Turandot“ sind. Wie immer gibt es viel zu sehen und zu hören bei diesem Multimediavortrag – das berühmte „Nessun dorma“ aus „Turandot“ natürlich mit eingeschlossen.
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Puccini und Wagner
Dass Verdis Nachfolger Giacomo Puccini heißt, liegt auf der Hand? Das möchte man meinen, aber weitaus mehr Gemeinsamkeiten haben Puccini und Richard Wagner. Puccini kannte ihn gut, hat das letzte Geld zusammengeklaubt, um sich einen Parsifal-Klavierauszug zu kaufen und während des Musikstudiums in Mailand hat der Verleger Ricordi bei Puccini eine gekürzte Fassung der Meistersinger bestellt – Puccini hat geliefert und die Hälfte der Oper eliminiert. Aber auch inhaltlich sind sie sich nah: Puccinis allererste Oper Le Villi bringt Totengöttinnen auf die Bühne, die ungetreue Männer in ihr Reich holen – nicht unbedingt das angestammte Personal einer italienischen Oper. Seine zweite Oper Edgar ist eine Mischung aus Carmen und Tannhäuser, und wenn das Mädchen aus dem Goldenen Westen hoch zu Pferd einreitet, um den geliebten Mann gerade noch rechtzeitig vor dem Galgen zu retten, dann erinnert der Auf(t)ritt beileibe nicht nur szenisch an die Walküre. Der Tristan-Akkord taucht mehrmals in Puccinis Werk auf, am allerwichtigsten aber ist, dass Puccini ganz offensichtlich durch Wagner dazu inspiriert wurde, eine vollkommen neue Art von liebendem Helden zu kreieren. Alle Puccini-Tenöre sind wie Wagners Siegmund in der Lage, allein durch Gesang die Notsituationen ihrer Partnerinnen lindern.
Ein Freund, ein guter Freund? Puccini und Lehár
Lehár hatte in seiner Villa in Bad Ischl eine Grußnote von Giacomo Puccini an der Wand hängen, bei Puccini in Torre del lago steht ein Foto von Lehár auf dem Klavier. Das zeugt von Respekt und Freundschaft. Puccini und Lehár haben sich mehrmals getroffen, zusammen musiziert und diniert und sich in überschwänglichen Briefen ihrer Verehrung versichert. Bei Lehár ist der Überschwang ehrlich und rührend, bei Puccini ist er kontrollierter und vielleicht ein wenig Kalkül. Die Untersuchung geht der Frage nach, ob man von einer Freundschaft auf Augenhöhe sprechen kann und vor allem, ob es in beider Werk Berührungspunkte gibt, oder ob doch unterschiedliche Kompositionsstile, nationale Prägungen und Absichten überwiegen. Kurt Tuchoslki hat den absichtsvoll grammatisch schrägen Begriff von „Lehár, dem kleinen Mann sein Puccini“ geprägt, auch das beschreibt die Nähe der beiden, aber auch den Abstand. Der Vortrag untersucht Berührungspunkte und Distanz und vergleicht ähnliche Situationen im Werk der beiden Komponisten. Besonders interessant ist dabei z.B. der Umgang mit Exotik in Madama Butterfly, Turandot und dem Land des Lächelns.
Puccini, der Frauenversteher
Um das Privatleben des gutaussehenden Maestro ranken sich die wildesten Spekulationen: Mit wem hatte er eine Affaäe, mit wem nicht? Ein „Frauenversteher“ im Sinne eines einfühlsamen Softies war er sicher nicht, aber er hat dennoch die Frauenseele verstanden wie kaum ein Musiker vor ihm. Davon zeugen Puccinis Opern: Ob Manon, Mimi, Butterfly, Minnie oder die Komplementär-Gestalten Liù und Turandot, Puccinis Interesse galt der Seele der Frauen, ihrer Opferbereitschaft und ihrer Opferrolle. Und es galt der sozialen Situation dieser Menschen – das war neu! Die arbeitende Frau, die an ihrer Umwelt erkrankte Frau, dafür hat Puccini ergreifende Musik gefunden. Wie sie gemacht ist, mit welchen Mitteln also Puccini seine Frauenportraits erschaffen hat, darum geht es in diesem Vortrag.
Madame Butterfly und ihr Einfluss auf den Film
Noch zu Lebzeiten von Puccini hat sich der Film auf die Opern von Puccini gestürzt. Da Filme damals noch stumm waren und daher die Begleitmusik als Emotionsträger umso wichtiger war, gab es zahlreiche Adaptionen für das neue Medium. Harakiri von Fritz Lang 1919 war eine der ersten, es folgte Madame Butterfly mit dem ganz jungen Cary Grant. Auch später hat der Film gerne gerade diese Oper über das Aufeinanderprallen zweier Kulturen thematisiert. Ein besonders bewegendes Beispiel ist M. Butterfly von David Cronenberg mit Jeremy Irons. Über diese und viele andere Butterfly-Varianten berichtet der Vortrag.