Vorträge zu Oper und Psychoanalyse
Sehr gefährliche Liebschaften. Thesen zu Mozarts Così fan tutte
Zwei Paare tauschen aus einer Laune heraus ihre Partner und gehen Über-Kreuzbeziehungen ein. Es soll nur ein Experiment sein und nach 24 Stunden enden. Als der Tag vorbei ist, sind die zwei Beziehungen zerstört, und die Mozart-Oper ist vom heiteren Spiel zur Tragödie mutiert.
Sigmund Freud und die Musik als Filmthema
Es gibt an die einhundert Filme, in denen Sigmund Freud als Figur auftritt. Das beginnt bei den Bio-Pics und endet im Comedy-Bereich. Der Vortrag geht der Frage nach, welche Rolle dabei die Musik spielt.
Der "therapeutische Tenor". Zur Funktion der Tenorrollen in Puccinis Opern Tosca, Madame Butterfly und Das Mädchen aus dem Goldenen Westen
Die Frau auf der Opernbühne ist oft Opfer oder sie ist sogar krank. Ihre männlichen Partner interessieren sich bis spät ins 19. Jahrhundert hinein für ihren Beruf als Kämpfer, für Ehre und Rache. Da bleibt die Frau dann in des Wortes Sinne auf der Todesstrecke. Das ändert sich schlagartig, als Giacomo Puccini, inspiriert durch Richard Wagner, einen neuen, empathischen Helden schafft, der allein Kraft seiner Stimme der Partnerin Trost und Heilung spendet.
In Treatment: Lady in the Dark. Musical von Kurt Weill
Therapiesitzungen als Musical-Stoff? Genau dies. Kurt Weill schuf lange bevor das „in Mode kam“ eine Chefin innerhalb einer Männerwelt, die taugh ihre Frau steht, dabei aber an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stößt. Mit ihrem Psychotherapeuten arbeitet sie an ihrem „burn-out“ und macht sich auf die Suche nach einer unbearbeiteten Situation in ihrer Kindheit.
Wahnsinn in der Oper: Lucia di Lammermoor und ihre Schwestern
Die wahnsinnige Hauptdarstellerin war ein beliebter Topos der Oper im früheren 19. Jahrhundert. Einerseits bot er der Koloratursopranistin reichlich Gelegenheit, mit ihren hohen Tönen und der Verzierungen zu glänzen, andererseits bildet die Oper mit solchen Frauenfiguren das ab, was eine Frau damals in der Realität war: das Opfer. Keinen eigenen Beruf, keine eigene Meinung und ein Spielball in den Intrigen der männlich dominieren Gesellschaft. So brachten Bellini, Donizetti, Rossini und Verdi sie auf die Bühne. Der Vortrag geht der Frage nach, welche musikalischen Mittel die Komponisten für den Wahnsinn einsetzen und welche grundlegende Veränderung hin zu einem psychologisch glaubwürdigen Realismus Verdi vornahm, eintrat, als er für die Lady Macbeth eine Wahnsinnsarie ohne jegliche Koloratur komponierte.
„In seinem Herzen wühlen!“ - Der neurotische Bariton auf der Opernbühne
Tenöre in der Opernwelt sich in aller Regel positiv besetzte Helden, sie kämpfen für das Vaterland – und, falls dann noch Zeit ist – um eine geliebte Frau. Baritone haben das Nachsehen, sie bekommen das Mädchen meist nicht. Das führt nicht selten dazu, dass sie Zurücksetzung zu Aggressionen ungeahnter Art führen. Musikalisch ist das dann hochinteressant, wenn zwei Platzhirsche um die tollsten Töne wetteifern. Was aber, wenn wir gar nicht wissen, was hinter den Aggressionen des Baritons steckt, wenn es also gar keine Frau gibt. Dann wird es richtig dramatisch – wie man am Fall vom Gouverneur Pizarro in Beethovens Fidelio erfahren kann.
Sabine Sonntag gehört zu den Gründungsmitgliedern der hannoverschen Reihe Psychoanalse und Film, die 2014 nach längerer Pause wieder aufgelegt wurde. Am jeweils ersten Montag im Monat veranstaltet das Kommunale Kino Hannover Filmabende, bei denen die gezeigten Filme analysiert und diskutiert werden. Gemeinsam mit der hannoverschen Psychoanalytikern Dipl.-Psych. Christa Marahrens-Schürg hat Sabine Sonntag bisher die folgenden Filme besprochen:
2014; Mahler auf der Couch
2015; Vertigo
2015; Zauber der Venus
2017; Quartett
2017; Herbstsonate
2018; Wie im Himmel
2020; Der Trafikant