Vorträge zu Frankreich
Wieder da! Die Grand Opéra und ihre Renaissance nach 2000
Es ist schon erstaunlich, wie viele Werke der „Grand Opéra“ im Moment auf den Spielplänen zu finden sind. Das Genre, das zwischen 1830 und 1860 höchst beliebt und stilprägend war, um 1970 herum seine Wiedergeburt erlebte und wieder verschwand, steht erneut im Fokus. Die ganz großen Häuser, von Berlin, München, Mannheim bis London spielen Meyerbeer und Halévy. Selbst kleinere Ensembles wie das von Braunschweig, Essen und Karlsruhe wagen sich daran. Sabine Sonntag stellt diese besondere Gattung der Operngeschichte vor, die Paris zur Welthauptstadt der Musik machte. Sie erläutert, wie „Grand Opéra“ zu ihrer Zeit funktioniert hat und zeigt, was Regisseure von heute wie Peter Konwitschny und Damiano Michieletto an dem Genre reizt, was also Werke wie Die Jüdin, Der Prophet und Wilhelm Tell mit uns zu tun haben.
Victor Hugo und die Musik
Verdi hielt ihn für einen der Größten, er stand für ihn gleich hinter Shakespeare und wohl deutlich vor Schiller, mit dem sich der Italiener immer schwer getan hat: Victor Hugo, der bedeutende Reformator der französischen Literatur. Verdi hat seinen Hérnani und Le Roi s'amuse - als Rigoletto - vertont, wollte auch noch Ruy Blas zur Oper machen. Dies taten dann andere, wie überhaupt kaum ein Dichter dermaßen häufig Vorlagen für Musik und Musiktheater geliefert hat als Hugo. Das reicht von einer Oper, deren Libretto Hugo sogar selbst verfasst hat, reicht dann über La Gioconda, Maria Tudor, dem Musical Les Misérables bis zu über 20 Vertonungen des Notre-Dame-Romans. Der Vortrag untersucht die immense Bedeutung des französischen Dichters für die Musikgeschichte.
Giacomo Meyerbeer
Hoch gelobt als König der Oper in seiner Zeit, dann vergessen, im späten 20. Jahrhundert neu entdeckt: Der Franzose aus Deutschland, der in Italien gelernt hat und sich dann „Giacomo" Meyerbeer nannte, ist eng verbunden mit dem Gattungsbegriff der „grand opéra". Meyerbeer hat die „große Oper zur Vollendung geführt mit Werken wie Robert der Teufel, Die Hugenotten, Der Prophet und schließlich Die Afrikanerin. Und Meyerbeers Theater, hat alle beeinflusst, die in jener Zeit komponiert haben. Seinetwegen sind sie nach Paris gekommen, Donizetti, Verdi und sogar Wagner, der Meyerbeer nicht mochte, ohne den aber für Wagner manches anders gekommen wäre.
Wo soll ich finden, was meinem Leben fehlt?
Leben, Werk und Folgen des Hector Berlioz
Er war ein Außenseiter, glücklos in seiner erträumten bürgerlichen Karriere am Konservatorium wie in seinen Versuchen als Opernkomponist. Im wahren Sinne des Wortes ein Unverstandener zu Lebzeiten. Erst das 20. Jahrhundert hat erkannt, welch grandioser Wegbereiter Hector Berlioz in seiner dramatischen Symphonik und in seiner symphonischen Dramatik gewesen ist. Die Symphonie fantastique ist nichts weniger als die Erfindung der Gattung Programm-Musik, sein Requiem steht dem Verdis kaum nach, und seine gar nicht als Oper gedachte Verdammung Fausts gibt Opernschaffenden immer neue Rätsel auf.
"Je marche sur tous les chemins". Der Komponist Jules Massenet
Ende des 19. Jahrhunderts einer der meistgespielten Komponisten, dann fast vergessen und etwa 1970 wiederentdeckt, gehört Jules Massenet zu den wichtigsten Komponisten Frankreichs. Massenet ist ein Vertreter des sog. drame lyrique, das nach 1860 die grand opéra abgelöst hat. Zusammen mit Ambroise Thomas, Charles Gounod und Georges Bizet konzentriert sich das Schaffen Massenets auf die lyrischen, empfindsamen Stoffe, denen oftmals Dramen von Goethe oder Shakespeare zugrunde liegen. Das Interesse an Massenet wächst ständig: In kurzer Zeit sind nicht weniger als vier neue DVDs von Massenets bekanntester Oper Manon herausgekommen. Und auch Werther gehört heute schon fast wieder zum Kernrepertoire der Opernhäuser.
Opernstadt Paris
Mimi stirbt auf dem Montmartre, Manon trifft ihren Liebsten im Kloster Saint-Sulpice, der Glöckner des Musicals turnt zwischen den Türmen von Notre Dame herum, das Phantom spukt in der Grand Opéra: Paris liefert das Bühnenbild. Als Zentrum des musikalischen Lebens war Paris im 19. Jahrhundert die Stadt für Opernkunst schlechthin und allemal ein attraktiver Schauplatz für Puccinis Bohème und Mantel, die Lustige Witwe und Cardillac, Manon, Das Phantom der Oper und unzählige mehr. Die Blütezeit der französischen Oper mit Meyerbeer, Massenet, Boieldieu, Auber, aber auch mit Wagners Tanhäuser, Verdis Don Carlos, Macbeth und Sizilianische Vesper und Rossinis Wilhelm Tell brachte den Pariser Opernhäusern Ruhm ohne gleichen.